Holz ©Sonja Filitz

Die Werkstätten der Freien Waldorfschule Lübeck

In den Werkstätten der Waldorfschule Lübeck werden handwerkliche Fertigkeiten vermittelt, die nicht nur Geschicklichkeit und Präzision fördern, sondern auch Geduld, Teamarbeit und ein Verständnis für Ästhetik und Nachhaltigkeit. Ob Buchbinden, Holzarbeiten, textiles Gestalten oder das Schmiedehandwerk – jede Werkstatt bietet den Schüler:innen die Möglichkeit, sich kreativ auszuleben, eigene Ideen umzusetzen und praktische Fähigkeiten zu erlernen, die weit über den Schulalltag hinaus wirken.

Handarbeit:

Handwerkliches Erleben von Anfang an

In der Handarbeit lernen bei uns schon die Kleinsten, ihre Hände auf unterschiedlichste Arten zu benutzen. Dieses Fach wird an unserer Schule als einzige handwerkliche Tätigkeit von der 1. Klasse an kontinuierlich mit mehreren Stunden in der Woche bis zur 8. Klasse unterrichtet.

Im Laufe dieser Jahre werden aufeinander aufbauend unterschiedliche textile Techniken wie Stricken, Häkeln, Sticken, Weben, Filzen, Handnähen und Nähmaschinennähen erarbeitet. Mit Freude am Tun entstehen unterschiedliche zuerst einfache und später auch kompliziertere Werkstücke, an denen die Schüler:innen die Geschicklichkeit ihrer Hände immer weiter verfeinern. Dabei werden neben der Rechts-Linkskoordination und der Auge-Handkoordination auch die Feinmotorik verbessert sowie Konzentration, Durchhaltevermögen und Sinn für Ästhetik geschult. Den größeren Arbeiten gehen grundsätzlich Entwürfe voraus, die in der Gruppe im Hinblick auf Gestaltung und Farbigkeit in Bezug zur Funktion besprochen werden.

Nicht zuletzt lernen die Schüler:innen die Bedeutung von Nachhaltigkeit und natürlichen Materialien kennen. Die regelmäßige Tätigkeit mit den Händen vermittelt Selbstwirksamkeit und stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Holzwerkstatt:

Aus traditionellen Werkstoffen Formen schaffen

Ab der 4. Klasse erlernen die Kinder in der Holzwerkstatt den Umgang mit einigen der ältesten Werkstoffe der Menschheit: Ton und Holz. Beim Modellieren mit dem leicht formbaren Ton, beim Korbflechten oder der Bearbeitung vom beständigeren Werkstoff Holz entwickeln die Schüler:innen ihre Feinmotorik, Auge-Hand-Koordination und Geschicklichkeit der Hände – so werden wichtige Entwicklungsreize im Gehirn angeregt.

Das handwerkliche Arbeiten ist ein Erleben von Eigenaktivität, durch das Interagieren mit anderen wird zudem die Teamfähigkeit gefördert. Und natürlich entstehen ästhetische und nützliche Dinge, die immer beliebte Geschenke sind. Die Projekte in den handwerklichen Fächern werden von den Schüler:innen von der ersten Idee über deren Weiterentwicklung am Material und der Bearbeitung bis zur Fertigstellung eines Werkstücks – fachlich begleitet von den Lehrkräften – selbstständig umgesetzt.  

Gartenbau:

Natur verstehen und gestalten

Im Gartenbauunterricht lernen die Schüler:innen von der 6. bis zur 8. Klasse die Natur als Lebensgrundlage kennen. Sie bereiten Beete vor, pflegen und ernten Pflanzen, verarbeiten deren Produkte und kultivieren das ganze Jahr über Komposte. Dabei erfahren sie die Kreisläufe der Natur durch eigenes Tun.

Die praktische Arbeit im Schulgarten vermittelt nicht nur ökologische Zusammenhänge, sondern schafft auch Querverbindungen zu Fächern wie Biologie, Geografie und Geschichte. Besondere Einblicke erhalten die Schüler:innen in der Palinger Heide, einem nahegelegenen Schutzgebiet und ehemaligen Grenzgebiet, wo gesellschaftliche und ökologische Themen erfahrbar werden. Zum Ende des Gartenbauunterrichts in der 9. Klasse können die Jugendlichen ihre Erfahrungen mit einem dreiwöchigen Landbaupraktikum auf Bauernhöfen eigenständig vertiefen.

Schmiede:

Werkstücke aus Kupfer und Stahl

Ab der 9. Klasse haben die Schüler:innen die Möglichkeit, in der Metallwerkstatt das Kupfertreiben zu erlernen – die plastische Verformung von Kupferblech. Nachdem die Jugendlichen anfangs mit dem Material und den nötigen Werkzeugen vertraut gemacht werden, entstehen im Verlauf der Unterrichts mit viel Geduld und handwerklichem Geschick Gegenstände wie Schalen, Becher oder sogar Öllampen. 

In der 10. Klasse schnuppern die Jugendlichen ins Schmiedehandwerk hinein. Aus dem auf bis zu 1600 Grad erhitzten Stahl entstehen unter Anwendung traditioneller Techniken eine Vielzahl von Werkstücken – über Zierstäbe und Kerzenständer hin zu Kleinkunst und Skulpturen. Die Arbeit in der Schmiede schult die Koordination und das räumliche Vorstellungsvermögen, indem in verschiedenen Arbeitsschritten aus dem Rohstahl das fertige Werkstück entsteht.

Buchbinden:

Präzision und Ästhetik von Buntpapier bis Buch

Papier ist geduldig? Ganz und gar nicht! Die Arbeit mit Pappe, Papier, verschiedenen Leimen und Leinen erfordert höchste Präzision und Sorgfalt – so verbindet die traditionsreiche und kulturprägende Technik des Buchbindens handwerkliche Genauigkeit mit gestalterischem Anspruch. 

In unserer gut ausgestatteten Buchbindewerkstatt lernen die Schüler:innen ab der 11. Klasse im Kartonage-Unterricht die Herstellung von Buntpapieren in Techniken wie Marmorieren, Kleisterpapiere oder japanische Papiere. Mit der Zeit entstehen erste Werkstücke wie Aktenordner oder Aufbewahrungsboxen, die die Grundlagen des Buchbindens vermitteln. In der 12. Klasse binden die Jugendlichen schließlich ein komplettes Buch von Grund auf. Ein kreativer Prozess, der Genauigkeit, Geduld, Arbeitsorganisation und Teamarbeit ebenso fördert wie das Empfinden für Farbe und Form.

Textilwerkstatt:

Textile Werkstücke nach eigenen Ideen

In der Oberstufe lernen unsere Schüler:innen im Rahmen des Epochenunterrichts Schneidern und Weben. Beginnend mit einem Entwurf nach eigenen Ideen wird eine Vorlage erstellt, die dann systematisch in dem Werkstück umgesetzt wird. Im Vordergrund steht dabei das Vorausschauende und Planende. Am Ende der Epoche prüfen die Jugendlichen, inwieweit das fertige Produkt den anfänglichen Vorstellungen im Ästhetischen und Handwerklichen entspricht.

Korbflechten:

Tradition über Jahrtausende

Im Rahmen einer Epoche der 9. Klasse lernen die Schüler:innen auch das seit Jahrtausenden ausgeübte Handwerk des Korbflechtens in Grundzügen kennen und stellen aus Weide und Peddigrohr ihre eigenen Körbe her. Dabei begegnen sie den Herausforderungen dieses Materials und üben die Techniken, um das Material in Form zu bringen.