Der heilpädagogische Schulzweig der Freien Waldorfschule Lübeck

Unser heilpädagogischer Zweig arbeitet auf der Grundlage der Waldorfpädagogik. Hierbei wird die Einzigartigkeit der kindlichen Individualität - vor dem Hintergrund der altersbedingten Entwicklungsphasen - in den Mittelpunkt gestellt.

Die Lehrkräfte verfügen über eine anthroposophisch orientierte heilpädagogische Ausbildung, die in Seminaren und Fortbildungen ständig erweitert und vertieft wird und sie darin schult, die Ursachen verschiedenster Behinderungen erkennen und verstehen zu lernen und einfühlsam zu begleiten. Aus dem vertieften Verständnis der Entwicklungsstörungen können die für jedes Kind notwendigen pädagogischen Nuancen entwickelt werden.

Anhand des Waldorflehrplans mit seinem entwicklungsbezogenen Fächerkanon stimmt der Lehrer seinen Unterricht auf die individuellen Bedürfnisse seiner Schüler ab. Hieraus ergibt sich, dass der Unterricht gleichermaßen Herz, Hand und Kopf anspricht: Begeisterung wecken, zur Tätigkeit anregen, zum Verstehen verhelfen.

Die Schulzeit beträgt in der Regel zwölf Jahre. Die SchülerInnen haben die Möglichkeit einer Betreuung bis 14 Uhr, einschließlich eines Mittagessens.

Der Besuch des heilpädagogischen Schulzweiges ist nicht schulgeldpflichtig.

Unsere Erfahrung

Möglichkeiten und Wirklichkeiten der Inklusion

Standort
Inklusion entsteht, wenn die soziale Gemeinschaft sich durch das Zusammenleben aller bildet. Das ist ein hoher Anspruch. Jede sogenannte Andersartigkeit wird als gleichberechtigter Teil des Ganzen erachtet. Damit stellt Inklusion vorhandene Normen in Frage. Ihr Nährboden ist die Bereitschaft zu Flexibilität und Ergebnisoffenheit. Inklusion kann niemals mehr sein als das vorläufige Resultat eines unabgeschlossenen Prozesses.
Wie das Leben selbst.


Erfahrungswerte
Mit ein wenig Stolz möchten wir sagen: Mehr als zwanzigjährige Erfahrung im Umgang mit inklusiver Beschulung lehrt uns, welche Wirklichkeiten geschaffen werden müssen, um beste Möglichkeiten für ein freiheitliches Miteinander zu gewährleisten. Die Aufrechterhaltung
der getrennten Förderbereiche an unserer Schule nährt ein soziales Klima, in dem wechselseitige
Anteilnahme und Fürsorge zwanglos gedeihen können.
Je größer die Freiräume der Einzelnen, desto geringer sind Stigmatisierung und Ausgrenzung.


Horizonte
„Die Menschlichkeit“ – so formuliert es der Pädagoge Henning Köhler – „bricht im Menschen erst dann wirklich durch, wenn er sich in seinem fundamentalen Behindertsein wahrnimmt und annimmt. Das betrifft jeden von uns.“ Mit anderen Worten: Eine sogenannte „Behinderung“ – sei sie geistiger, körperlicher oder seelischer Art – ist kein Defekt, sondern ein Appell,
uns selbst und jeden anderen Menschen, so wie er ist, anzunehmen. Mehr noch: Eine Behinderung ist nicht Merkmal eines Menschen, sondern Resultat des Umgangs einer sozialen Gemeinschaft mit denjenigen Menschen, die nicht einer gesetzten sozialen Norm
entsprechen. Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert – durch eine Umwelt, die ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten nicht erkennt. Es geht, wie Rudolf Steiner es formuliert hat, jedoch nicht darum, was ein einzelner Mensch kann, sondern darum, sich zu verbinden, zu entdecken, welche Aufgaben es gibt und wie sich der einzelne Mensch in sie hineinstellen kann. Inklusion verändert die Wertebildung innerhalb einer sozialen Gemeinschaft: Glück und Erfüllung –
so zeigt sich – finden sich nicht am äußersten Ende der Messlatte, sondern innerhalb der Grenzen, die jedem Einzelnen gegeben sind. Dieses menschliche Maß macht unsere Schule attraktiv und lässt die Zahl der Schüler stetig wachsen.


Verbindlichkeit
Wir wollen uns verbinden: mit dem Schicksal und den Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes und den Anforderungen der Realität. Viele Fördermöglichkeiten sind an unserer Schule gegeben – ihr größtes Potenzial aber ist in unseren Augen die Durchlässigkeit der einzelnen Bereiche: Das erlaubt uns, probend zu handeln und uns gemeinsam weiterzuentwickeln.