Der Klassenlehrer begleitet die Entwicklung der Schüler nach Möglichkeit vom Schuleintrittsalter bis zum Ende der achten Klasse. In dieser Zeit ist er die verlässliche Bezugsperson aller Schüler, die er annimmt, wie sie sind. Um das zu können, macht er sich äußerlich in Hausbesuchen, Kollegiums- und Arztgesprächen etc. ein umfassendes Bild von jedem Schüler, so wie er sich in innerer Arbeit dem Wesen jedes Kindes nähert.

Der Klassenlehrer wirkt auf die Kinder dadurch, dass sie ihn als strebend und um Entwicklung bemüht erleben. Seine Aufgabe besteht darin, äußere und innere Räume zu schaffen, in denen sich jedes Kind ausbildet, erzieht und entwickelt. 

Die vielseitigen Lerninhalte dienen ihm dazu als Entwicklungshelfer. Sie betreffen die latenten Fragen der Schüler und bieten altersgemäße Entwicklungsimpulse. Jeder Schüler (nach-)vollzieht selbst die Entwicklung der Menschheit beim Gang durch die Klassenstufen in sich. Als Generalist ist der Klassenlehrer Vorbild in der Entwicklung von Interesse an der Welt. Den Unterricht gestaltet er möglichst bildhaft und wechselt rhythmisch zwischen gedanklicher und praktisch-tätiger Anregung.  Zusätzlich nutzt er bildkünstlerische, musikalische und sprachkünstlerisch-rezitative Arbeit als selbstverständliche Bestandteile des Unterrichts. Jeder Unterricht sei als Kunstwerk komponiert.



Der Klassenlehrer pflegt insbesondere das Zusammenleben seiner Klasse, in der jeder Schüler soziale Kompetenzen entwickelt und kultivieren lernt. Zugleich bemüht er sich um das Zusammenleben seiner Klasse mit der Schulgemeinschaft. Er begegnet den Schülern mit individuell binnendifferenzierten Anforderungen und unterstützt die Zusammenarbeit unter ihnen. Er balanciert das selbsttätige Lernen des Lernens mit dem Pensum der Klassenziele aus. Theaterspiele, Klassenfahrten, Projektarbeit, Jahreszeitenfeste etc. dienen dem Klassenlehrer als willkommene Unternehmungen, seinen Unterricht erlebnis- und erfahrungsgesättigt zu ergänzen.

Der Klassenlehrer stellt sich in die Gemeinschaft seiner Kollegen und der Eltern, um die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder zu erweitern. Er nimmt auch therapeutische Perspektiven ein und bemüht sich gegebenenfalls um die Unterstützung durch weitere Fachleute für die gesunde Entwicklung des Kindes. Er versteht seine Klasse als durchlässig gegenüber dem Förderschulzweig und der Heilpädagogik und hilft dabei, dass für jedes Kind der aktuell richtige Platz gefunden wird.

Die Freie Waldorfschule Lübeck arbeitet im Klassenlehrerbereich ressourcenorientiert. Je nach Bedarf und den räumlichen wie personellen Möglichkeiten werden die Klassengrößen, Teilgruppengrößen wie die Verweildauer des Klassenlehrers angepasst. Die Freie Waldorfschule Lübeck ermöglicht die Arbeit im sogenannten „Bewegten Klassenzimmer“ und hat die Stundenplanstruktur so angepasst, dass der Klassenlehrer als verbindliche Bezugsperson jeden Schultag des Schülers beginnt und beendet.